Was ist inklusives Design?
Anforderungen
Produkte stellen Anforderungen an ihre Nutzer*innen. Diese wiederum haben verschiedene Fähigkeiten und unterschiedliche Bedürfnisse. Damit eine Person ein Produkt richtig benutzen kann, müssen ihre Fähigkeiten mit den Anforderungen übereinstimmen, welche das Produkt verlangt. Dabei hat das Design vom Produkt eine entscheidende Rolle, denn das Design bestimmt, welche Anforderungen ein Produkt stellt.
Exklusion durch Design
Wenn ein Produkt nicht auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen eingeht, kann das zu Frustration und Exklusion führen mit Folgen verschiedenen Ausmasses.
Diversität
Alle Menschen sind verschieden. Das betrifft Körper, geistige und körperliche Fähigkeiten, kulturelle Hintergründe, Erfahrungen, Alter und vieles mehr. Es stellt sich also die Frage, was gilt als normal? Was ist die Norm? Wie gehen Designer*innen damit um? Wie gehst du damit um?
Einschränkung von Fähigkeiten
Einschränkungen von Fähigkeiten können permanent sein, aber auch temporär oder situationsbedingt. Zum Beispiel.: Eine Person kann ihre rechte Hand nicht benutzen, um eine Türe zu öffnen. Grund dafür könnte sein: Die Person hat seit Geburt nur eine Hand (permanent), die Person hat die Hand verstaucht und hat Schmerzen (temporär) oder die Person trägt ein kleines Kind auf dem Arm (situationsbedingt). Ein weiteres Beispiel.: Eine Person hört das Telefon nicht klingen. Grund dafür könnte sein: Die Person hat eine Hörbehinderung (permanent), die Person hat eine Ohrenentzündung (temporär) oder die Person befindet sich neben einer lauten Baustelle (situationsbedingt).
Inklusives Design
Inklusives Design hat zum Ziel, die Bedürfnisse möglichst alles Nutzer*innen eines Produktes im Designprozess zu beachten. Im Fokus steht die Diversität der Nutzer*innen in ihren Eigenschaften, Fähigkeiten und somit Bedürfnissen. Inklusives Design versteht sich weniger als Endprodukt und viel mehr als fortlaufender Prozess. Im Gegensatz zu universellem Design – welches als Ziel ein Endprodukt für alle hat – kann ein inklusiv designtes Produkt anpassbar oder in mehreren Varianten erhältlich sein.
Entscheidungen im Designprozess bestimmen, wie inklusiv ein Entwurf wird. Inklusion im Design ist deine Entscheidung.
Auf welchen Daten basierts?
Auf der Klaviatur eines Standard-Klaviers sind Oktaven 18,8 cm breit. 87% der Pianistinnen sind dadurch beim Spielen benachteiligt, da die durchschnittliche Hand-Spannweite einer Cis-Frau nur 17,8 - 20.3 cm beträgt. Dadurch haben Pianist*innen ein 50% höheres Risiko für Schmerzen und Verletzungen als Pianisten, die eine grössere Hand- Spannweite haben.
Weitere Infos dazu auf Karte Nummer 42
Wem passts?
Gilbert S. Daniels machte in den 1950er Jahren eine Feststellung. Er untersuchte die Masse von 4‘063 Piloten der US Air Force. Daraus berechnete er die Masse des durchschnittlichen Piloten und verglich diese mit jenen der vermessenen Piloten. Das Ergebnis: Keiner der 4‘063 Piloten entsprach den Massen des Durchschnitts Piloten. Wenn also die Cockpits der Air Force für den Durchschnitts Piloten designet wurden – was bis dahin der Fall war–, wurden sie für niemand passend designet. Die Lösung: Verstellbare Sitze, Pedalen, Helm-Riemen und Fluganzüge.
Weitere Infos dazu auf Karte Nummer 19
Wen sprichts an?
Gender ist im Design allgegenwärtig, dies hat die Arbeit „meet the mega hurricane mixer and the drill dolphia“ veranschaulicht. In dieser Arbeit wurde die typische Form- und Farbsprache einer Bohrmaschine (männlich assoziiert) auf einen Stabmixer (weiblich assoziiert) angewendet und umgekehrt. Dies zeigt auf, wie scheinbar genderneutrales Design durch Stereotypen geprägten ist.
Weitere Infos dazu auf Karte Nummer 48
Quellen:
- Microsoft Design. Inclusive, 2016. Zuletzt abgerufen am: 24.02.2023.
- University of Cambridge. Inclusive Design Toolkit. Zuletzt abgerufen am: 26.01.2023.
- Ehrnberger, Karin. Räsänen, Minna. Ilstedt, Sara. Visualising Gender Norms in Design: Meet the Mega Hurricane Mixer and the Drill Dolphia. In: International Journal of Design Vol.6 No.3, 2012.
- Criado-Perez, Caroline. Unsichtbare Frauen – wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. München: 2020, 4. Auflage. S.217-219
- Rose, Todd. The End of Average – How we succeed in a World That Values Sameness, New York: 2016. S.1-4, 9